Ist Zelten in Deutschland verboten?

Wo du dein Nachtlager aufschlagen darfst

„Wo darf man Zelten?“ – eine gute Frage!

 

Als begeisterter Fan von mehrtägigen Touren gibt es nichts über den wohlverdienten Schlaf umgeben von Pflanzen, Bäumen und den Geräuschen von nachtaktiven Tieren. Nirgendwo kann man sich besser zurücklehnen und einfach entspannen als in der Natur. Um so ärgerlicher ist es, wenn man merkt, dass man nicht überall und vor allem nicht wie man will übernachten kann.

Spätestens wenn man das erste „Camping verboten!“ Schild sieht, muss man sich als Outdoor Fan mit der Frage beschäftigen, ob man in Deutschland überhaupt wild campen darf. Im besten Fall hast du das allerdings bereits vor deiner ersten Tour gemacht. Möglicherweise ist das auch genau der Grund, aus dem du auf diesen Artikel geklickt hast. Wenn ja, können wir dir vorab schon mal sagen, dass du hier richtig bist 😄 Allerdings lässt sich die Frage gar nicht so leicht beantworten. Es gibt hier kein klares nein oder ja.

Und woher sollst du nun wissen, was erlaubt ist und was nicht? Nur keine Sorge, wir verraten es dir und erklären genau, wie du dich trotz klarer Gesetze am Ende eines langen Tages in der freien Natur erholen kannst 🥱😴

Zelten Verboten

Wie ist die Lage beim Wildcampen in Deutschland?

 

In Deutschland hat nicht jedes Bundesland die gleichen Gesetze. In Baden-Württemberg kann etwas so sein und in Nordrhein-Westfalen wieder ganz anders. Wer in ganz Deutschland an jedem Ort und Fleckchen die Regeln genau kennen möchte, wird deshalb einiges zu lesen haben. Genau deshalb möchten wir hier einmal mit dir das Wichtigste durchgehen, damit du auch weiterhin ohne Bedenken über mehrere Tage Wandern gehen kannst.

 

 

Wer regelt das Übernachten im Freien?

Leider ist die Wildnis in Deutschland nur eine gefühlte Freiheit. Denn wir leben in einem Land, in dem jede Fläche jemandem gehört (dem Bund, dem Land, den Kommunen, der Kirche oder Privatleuten und Unternehmen) und in dem dadurch, teils gesetzlich, vorgeschrieben ist, wie wir welche Landschaften nutzen dürfen und somit auch, wo wir campen dürfen und wo nicht. Anders als in Teilen der skandinavischen Länder gibt es bei uns kein Jedermannsrecht, welches besagt, dass wir bspw. unser Zelt für eine Nacht überall im Wald oder auf einer Wiese aufschlagen dürfen, solange wir unseren Müll wieder mitnehmen, nichts zerstören und genügend Abstand zu Privathäusern halten.

In jedem Land müssen also auch die jeweils geltenden Gesetze bei der Lagerplatzwahl Berücksichtigung finden. Da die Gesetze überall anders sind, solltest du dich vorab immer darüber informieren. Wir beschränken uns hier nur auf die Gegebenheiten in Deutschland, wobei es selbst dabei Unterschiede gibt. Schließlich hat jedes Bundesland wiederum unterschiedliche Gesetze 😉

 

 

Darfst du in Deutschland in der freien Natur dein Zelt aufschlagen?

Zumindest was das Zelt angeht, müssen wir nicht lange um den heißen Brei herum reden oder dir komplizierte Regeln oder Ausnahmen erklären. Auf diese Frage antworten wir mit einem klaren „Nein“.  Wo darf ich denn nun in Deutschland zelten? Auf öffentlichen Campingplätzen, auf deinem eigenen Grundstück, auf ausgewiesenen Zelt- oder Trekkingplätzen. Von letzteren gibt es glücklicherweise immer mehr! Zum Beispiel im Schwarzwald, in der Pfalz oder im Bayerischen Wald. Natürlich ist es auch in Ordnung, auf einer Fläche zu zelten, wo der Besitzer dir die Erlaubnis gegeben hat.

 

 

Darfst du dann überhaupt draußen übernachten?

Ja, tatsächlich gibt es Methoden, wie du sicher und geschützt (oder für den, der will, eben weniger geschützt) im Freien übernachten kannst. So, bevor es weiter geht und wir zu den genauen Umständen kommen, bitte einmal erleichtert aufatmen! Nur weil du nicht zelten kannst, heißt das noch lange nicht, dass es keine Möglichkeit gibt, wildcampen zu gehen. Das heißt nicht, dass du dich einfach, wo du willst, mit Sack & Pack ausbreiten darfst. Es bietet uns aber ein Schlupfloch, das es ermöglicht auf Trekkingtouren im Freien zu übernachten.

Lies unseren Beitrag zu Lagervarianten und Schlafsystemen, um mehr übers Schlafen unter freiem Himmel zu erfahren:

„Lagervarianten und Schlafsysteme“

Kleiner Vogel sitzt auf einem Schild, das verbietet an diesem Ort zu campen

Wie darf man im Freien übernachten?

 

„Biwak“ und „Tarp“ lauten hier die zwei magischen Worte. Klingen für dich nicht sehr zauberhaft? Werden sie aber bestimmt gleich!

Mit Schlafsack & Isomatte campen zu gehen, auch in Wäldern, auf Wiesen, in den Bergen oder an Flüssen, ist erst mal grundsätzlich nicht verboten. Es ist aber auch nicht explizit erlaubt, weshalb wir uns in einer Grauzone befinden. Auf die Orte, an denen du auch so dein Lager nicht aufschlagen darfst und was es zu beachten gilt, gehen wir später nochmal ein.

Wie gestaltet sich das Ganze also? Sagen wir mal, du bist abends in einem Wald und erschöpft von der langen Tour. In deinem Rucksack hast du unter anderem deine Isomatte und deinen Schlafsack, zudem zwei Planen. Du kannst (sofern es nicht ausdrücklich verboten ist) deine erste Plane als Tarp an den Bäumen anbringen, die zweite Plane, Isomatte sowie Schlafsack darunter herrichten und dort übernachten. Das Tarp schützt dich vor dem Wetter. Den Aufbau solltest du allerdings etwas üben 😄 Wenn du dich erholt hast, packst du alles wieder zusammen und setzt deine Wanderung fort.

Tolle Möglichkeiten, dein Tarp aufzubauen, findest du in unserem Beitrag:

 „3 simple Tarp Aufbauvarianten“

Biwak

Als „Biwak“ wird die Kombination von Schlafsack & Isomatte (oder Hängematte) bezeichnet, wenn du draußen in der Natur übernachtest. Es empfiehlt sich, unter die Isomatte noch eine Plane zu legen. Diese hält die Feuchtigkeit im Boden davon ab, in deine Isomatte einzuziehen, zudem bleibt sie so sauber. Die Hängematte lässt sich gut an zwei geeigneten Bäumen mit passendem Abstand anbringen.

Tarp

Beim Tarp handelt es sich um eine Plane, die dich sowohl vor Wind als auch Regen schützt. Es gibt spezielle Planen extra für das Trekking und sie können auf die verschiedensten Weisen aufgebaut werden. Du kannst sie sowohl über dein Biwak als auch deine Hängematte spannen. Den Aufbau solltest du allerdings zuvor ein paar mal geübt haben.

Vater und Sohn beim Biwakieren

Wo darf man in Deutschland biwakieren?

 

 

Am Anfang hatten wir bereits erwähnt, dass du trotz der Freiheiten nicht überall dein Lager aufbauen darfst. Grundsätzlich darfst du überall dort biwakieren, wo du dich laut Bundes- bzw. Landesnaturschutzgesetz und Bundes- bzw. Landeswaldgesetz auch sonst zum Zweck der Erholung aufhalten darfst. Dies sind:

  • Freie Landschaften (alle ungenutzten Flächen außerhalb von Siedlungen)
  • Wald
  • Ufer, Wiesen und Landwirtschaftsflächen (außerhalb der Nutzzeit)

Gebiet unter Naturschutz: In Gebieten, die unter Naturschutz stehen, ist auch das Lagern und somit Biwakieren verboten. Egal ob Naturschutz oder nicht ist es zudem wichtig, dass du nur dort ein Feuer machst, wo es erlaubt ist. Wenn du also unbedingt etwas warmes am Abend essen möchtest, wäre ein Platz geeignet, der bereits eine feste, eingerichtete Feuerstelle hat.

Küsten: An Küsten ist das Übernachten ebenfalls untersagt. Natürlich darfst du auch nicht einfach Schilder ignorieren, die dir das Übernachten an einem Platz verbieten.

Private Flächen: Bei privaten Flächen sollte man bei dem Besitzer zuvor nachfragen, ob es auch ok ist, wenn man dort sein Nachtlager aufbaut. Das kann gerade bei Wiesen der Fall sein. Abgesehen davon ist das Wildcampen überall erlaubt, eben nur ohne Zelt und stattdessen mit dem Biwak/ der Hängematte und natürlich dem Tarp.

Kanu: Wenn du gerne mal mit dem Kanu auf Trekkingtour gehen würdest, steht dir ebenfalls nichts im Weg. Auch an Flussufern ist es nicht verboten, mit dem Biwak draußen zu schlafen. Achte hier nur darauf, dass der Boden trocken genug ist und du genug Mückenspray mitgenommen hast. Wer es lieber sehr hoch mag, plant seine Tour mit Übernachtung auf einem Berg. Auch das ist möglich und die Sonnenaufgänge sind einfach ein Traum!

 

Wir fassen also zusammen: Es ist laut dem Gesetzt nicht verboten, draußen in Wäldern, an Flussufern und auf Bergen zu übernachten, allerdings nur mit Isomatte und Schlafsack👍

Grundsätzlich gilt zudem: Solange du respektvoll mit anderen Menschen, Tieren und Pflanzen umgehst und deinen Müll wieder mitnimmst, keinen Krach machst und möglichst auch kein Lagerfeuer, hat niemand einen Grund, dich des Platzes zu verweisen.

Finde in unserem Beitrag zur Lagerplatzwahl heraus, wie du den perfekten Lagerplatz findest:

„Lagerplatzwahl“

 

Besondere Regeln:

Einen Hinweis möchten wir dir noch mitgeben, solltest du in Berlin, Schleswig-Hollstein oder Hessen unterwegs sein:

  • Berlin: In Berlin musst du leider auf das Tarp verzichten, wenn du Biwakieren gehst. Denn dort dürfen auch keine Zelt-ähnlichen Lager genutzt werden.
  • Schleswig-Hollstein: In Schleswig-Hollstein darfst du nicht in Wäldern übernachten, sondern nur auf freien Flächen.
  • Hessen: In Hessen darfst du nicht in Wäldern übernachten, sondern nur auf freien Flächen.

Unsere Bitte an dich:

 

Noch eine letzte Anmerkung, bevor du dich auf zur nächsten Tour machst 😉 Generell ist es so, dass die Gesetze nur noch strenger werden, wenn man sich nicht ordentlich verhält und in sowie mit der Natur einfach macht, was man will. Deswegen möchten wir dir folgendes ans Herz legen:

  • Übernachten: Nur dort übernachten, wo es nicht verboten ist.
  • Müll: Nimm immer deinen Müll wieder mit.
  • Feuer: Mache nur dort ein Feuer, wo es erlaubt ist und keine Gefahr zur Ausbreitung besteht (Waldbrandgefahren-Index beachten!)

Wenn wir uns alle an die Regeln halten, können wir auch weiterhin im Freien übernachten und die Natur genießen 🌿 Es warten noch so viele Strecken, Touren und Wege auf uns. Viel zu schade wäre es, auf diese verzichten zu müssen.

 

Hinweis: Dieser Text stellt keine rechtsverbindliche Auskunft dar. Gesetze und Regeln können sich zudem regelmäßig ändern. Informiere dich über die Vorschriften in deinem Bundesland und deinem Landkreis, bevor du draußen übernachten wirst.